07.06.2020 Nachhaltige Siedlungsentwicklung - Das NABU-Grundsatzprogramm zum Planen und Bauen in Deutschland

Nachhaltige Siedlungsentwicklung - Das NABU-Grundsatzprogramm zum Planen und Bauen in Deutschland

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Der NABU hat sein Grundsatzprogramm „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“ auf den neuesten Stand gebracht. Das Ziel: lebenswerte Räume und mehr Nachhaltigkeit.


In Siedlungen treffen Welten aufeinander

In Siedlungen treffen Menschen und die Natur aufeinander und somit auch die unterschiedlichen Interessen. Was für die Menschen der Raum zum wohnen, leben und arbeiten ist, ist für die Tiere und Pflanzen der Rückzugs- und Lebensraum. Wo in Städten und Gemeinden beide Welten aufeinander treffen, ist es wichtig Lösungen zu finden die ein nachhaltiges Miteinander möglich machen. 

Bodenversiegelung hat viele Nachteile

Seit den 1950 er Jahren wurden mehr Flächen verbraucht, als in den vergangenen 4000 Jahren zuvor. Der fruchtbare Boden, der unheimlich lange braucht, um zu wachsen wurde nach und nach verdichtet und versiegelt was viele weitreichende negative Konsequenzen für die Luftqualität und den Wasserhaushalt hat. Nebenbei erhitzen sich Siedlungen bei versiegelten Böden enorm und der Lebensraum für Tiere und Pflanzen schwindet. 

Nachverdichtung und Erhalt von Grünflächen

Es macht wenig Sinn Frei- und Grünflächen noch zusätzlich abzubauen, wenn man neuen Wohnraum zur Verfügung stellen will. Der Ansatz den das Grundsatzprogramm - bei dem Ulrich Steinmeyer einer Co-Autoren ist - verfolgt, ist die "doppelte Innenentwicklung". 

Mit dem Begriff der "doppelten Innenentwicklung" ist die bauliche Nachverdichtung im Bestand gemeint, bei der Grünflächen erhalten bleiben.

Es gibt viele Handlungsoptionen

Es gibt viele Felder, in denen das Grundsatzprogramm Handlungsmöglichkeiten benennt: 

  • Steuer- und Förderpolitik
  • Bau-und Planungsrecht
  • Natur und Freiräume
  • Mobilität
  • Ökologisches und nachhaltiges Bauen und Wasserbewirtschaftung 

NABU-Forderungen
Es muss ein Paradigmenwechsel stattfinden, um die Verödung der Siedlungskerne in räumlich-peripheren Regionen zu stoppen
und Städte in urbane Landschaften zu verwandeln, in denen der Mensch gerne lebt und seine Gesundheit nicht gefährdet ist.
Wohnen und Arbeiten können und sollten wieder näher beieinander liegen. Mischnutzung, städtebauliche Dichte und Lebensqualität
schließen sich nicht gegenseitig aus (zur dazugehörigen Verkehrs- und Mobilitätswende siehe Kapitel 5).
Die NABU-Forderungen im Einzelnen:

  • Nutzungsmischung muss zum Regelfall werden. Nur Nutzungen, von denen stärkere Störungen ausgehen, sollten vom Wohnen separiert werden (siehe Kapitel 2.2). Hierfür sind vorrangig Industriebrachen etc. zu revitalisieren. Für geplante Gewerbeansiedlungen sind die Standortoptionen einer standardisierten Ökoeffizienzprüfung zu unterziehen, die Kosten-Nutzen-Verhältnisse ermittelt. Dazu gehören u.a. Flächenverbrauch und Umweltauswirkungen, Wertschöpfung, Wirtschafts und Arbeitsplatzeffekte.
  • vermehrte Gebäudeaufstockungen, sowohl als Einzelmaßnahmen (bspw. bei eingeschossigen Einzelhandelsstandorten), aber auch quartiersübergreifenden Konzepten folgend. Mehrgeschossigkeit muss u.a. auch für den Einzelhandel und für Distributionslager zum Regelfall werden.
  • Zur Verbesserung der Flächeneffizienz sind auch neuartige Nutzungskombinationen vermehrt zu realisieren, etwa die zusätzliche Inanspruchnahme von bereits versiegelten Flächen wie Autobahnen, Parkplätzen an Autobahnen oder Flughäfen für Überbauungen sowie zeitlich versetzte Nutzungen, z.B. Parkhäuser, die abends zum Umladen genutzt werden.
  • Für Gebietsentwicklungen sollte verstärkt das Instrument des interkommunalen oder kreisübergreifenden Flächenpools genutzt werden. Dabei werden die Kosten gemeinschaftlich getragen und die Gewinne ebenfalls geteilt.
  • offensive Auseinandersetzung mit den Folgen des Bevölkerungsrückgangs in ländlich-peripheren Regionen, auch zur Wahrung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Zügige Umstrukturierung von Wohngebieten mit hohem Leerstand und Sanierung innerhalb von Dorfkernen; Rückbau an der Peripherie zugunsten von Grünland und Wald, auch um die stark anwachsenden Kosten  überdimensionierter Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen zu reduzieren und um die Flächenneuinanspruchnahme, die andernorts notwendig ist, zu kompensieren.
  • Schaffung von Wohnangeboten zum selbstbestimmten Wohnen für Single-Senioren aus Einfamilienhäusern in ihrem angestammten Wohnumfeld, ergänzt durch Wohnungstauschbörsen und auf die Zielgruppe zugeschnittene Mobilitätskonzepte. 
  • Schaffung von Gebäuden für gemeinschaftliche Wohnformen mit individuellen Wohnräumen und Räumen für gemeinschaftliche Nutzung (WG-/Cluster-Wohnungen) 


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