07.11.2018 Dämmkork - einer der ganz besonderen Naturdämmstoffe

Dämmkork - einer der ganz besonderen Naturdämmstoffe

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Es gibt bereits zahlreiche Naturdämmstoffe und damit Alternativen zu den konventionellen Dämmstoffen wie Polystyrol oder Mineralwolle. Dazu zählen die natürlichen, nachwachsenden Rohstoffe aus Jute, Schafwolle, Hanf, Flachs oder Zellulose.

Einer der weiterer Rohstoffe, der in der Riege der Naturdämmstoffe bisher nicht direkt auf der Hand liegt ist und als Wärmedämmung bisher (noch) nicht allzu weit verbreitet ist, ist der sogenannte Dämmkork.


Dämmkork ist ein faszinierendes Material

Die Eigenschaften von Kork sind erstaunlich und ermöglichen eine vielfältige Nutzung. Dämmkork ist erhitzter Kork, der sich bei der Erwärmung ausdehnt und durch den Harz der Korkeiche gebunden wird. Dieser Vertreter der nachwachsenden Naturdämmstoffe kommt ohne irgendwelche Zusätze aus und eignet sich perfekt zum dämmen, sowohl für den Außen- als auch den Innebereich.

Doch fangen wir von vorne an. Bei der Besichtigung der Anbaugebiete in Portugal und der Produktion im Werk von Amorim, dem größten Hersteller von Dämmkork konnte ich mir ein umfassendes Bild machen.einfahrt korkverarbeitung.jpg

Korkeichenwälder: Ökologisch wertvoll

Die Korkeiche muss erstmal rund 25 Jahre wachsen, bis die Rinde (der Kork) das erste mal geschält werden kann. Der Baum wird dann rund 200 Jahre alt und kann bis zu 18 mal geschält werden. Da es sich beim Kork nur um die tote Rinde handelt, nimmt der Baum in seinem Wachstum keinen Schaden durch die Ernte.

Korkernte c ZIRO.jpg

Kork hält durch seine Wurzeln das Wasser sehr gut im Untergrund kann unter anderem als Maßnahme gegen Versteppung in Marokko eingesetzt werden. Da die Korkwälder nicht künstlich gedüngt werden müssen, bilden sie eine Grundlage für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt in der trockenen Mittelmeerregion. Die Korkeiche und die Korkproduktion kommt praktisch nur in Portugal und den angrenzenden Ländern rund um das Mittelmeer vor. Rund 50% der weltweiten Ernte stammt aus Portugal, wo es eines der wichtigsten Exportgüter darstellt.

Sehr guter Brandschutz

Der Grund für die Entstehung des Korks am Baum liegt in der Trockenheit und den Bränden, die der Baum durch die Isolierung mit Kork problemlos überstehen kann. Kork ist ein biologischer Schutz des Baumes gegen Brände.

Damit wäre auch schon die erste gute Eigenschaft von Kork beschrieben: Es brennt praktisch nicht. Bei der Besichtigung haben wir das Labor von Amorim besucht und dort eine Vorführung zum Brandverhalten bekommen. kork in der backform vor der erhitzung.jpg

Ca. 10cm unter einer 4cm dünnen Dämmkorkplatte wurde ein Brenner mit einer 700 Grad-Flamme angebracht. Nach etwa 15 Minuten Gespräch konnte ich meine Hand problemlos oben auf den Kork legen. Nur etwas warm war er. Die Platte wurde dann umgedreht und wenige mm verkohle Oberfläche wurden abgerieben. Darunter war der Kork intakt.

kork nach 15 minuten brandtest unterseite.jpg

Der Versuch soll auch eine Stunde lang möglich sein ohne das der Kork durchbrennt.

Dann wurde der Versuch mit Polystyrol durchgeführt. Nach weniger als 5 Sekunden war der konventionelle Rohstoff durchgebrannt. Beide Materialien sind nach deutschem Recht in der gleichen Brandschutzklasse einsortiert.

4 cm polystyrol nach 5 sekunden im brandtest.jpg

Kork nimmt kein Wasser auf

Die zweite bemerkenswerte Eigenschaft wurde von Herrn Huber von der Firma Zipse am Wasserbad vorgeführt.

herr huber, firma zipse am wasserbad.jpg

Auch wenn Kork länger mit einer Seite im Wasser liegt, saugt er sich nicht voll. Die Zellen sind geschlossen. Kork ist damit fast verwitterungsfest und kann ohne weitere Behandlung außen auf der Fassade eingesetzt werden, wie wir beim Besuch einer Weinkelterei erfahren konnten, die seit mehreren Jahren eine Korkdämmung außen besitzt. weinkelterei mit korkdämmung außen.jpg

Kork als Außendämmung braucht dann keine weitere Behandlung mehr. Es kann aber auch mit einem mineralischen Putz verputzt und gestrichen werden.

Sehr guter sommerlicher Wärmeschutz

Dabei kommt der Dämmung eine gute Eigenschaft zu Gute, die schon beim Brandschutz deutlich wurde: Der gute sommerliche Wärmeschutz. Bis beim Kork die Wärme nach innen dringt, kann das dauern. Dadurch lassen sich Gebäude wie die Kelterei gut temperieren und für die Produktion nutzen.

Sehr guter Dämmwert

Bei all dem ist die Dämmwirkung von Dämmkork sehr gut und liegt bei 0,38 W/(mk). Jahrelang wurde Kork auch in Deutschland so eingerechnet. Leider hat der zuständige Normungsausschuss auf Grund der notwendig werdenden europäischen Harmonisierung Kork nun fast einen willkürlichen Zuschlag von 23% wegen angeblich schlechter Dämmung unter Einfluss von Feuchtigkeit auferlegt. Wie oben geschildert, nimmt Kork, als einer von wenigen Dämmstoffe, kein Wasser an und der Dämmwert ändert sich daher um max. rund 3% wie wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben. Da Dämmkork einen kleinen Marktanteil hat und im Ausschuss kein Akteur aus dem Bereich "Naturdämmstoffe aus Kork" vertreten war, fand die Festlegung erstmal so statt und kann vermutlich erst ein Jahr später auf dem nächsten Treffen des Ausschusses 2019 korregiert werden. Das ist nicht gerechtfertigt und von großem Nachteil für alle Anwender, die nun entsprechend mehr Material benötigen, um die vorgeschriebenen Dämmwerte zu erreichen.

Folgende Produkte werden aus Kork hergestellt:

Insgesamt wird Kork in erster Linie für Weinkorken eingesetzt und hat dort derzeit eine große Nachfrage aus China und Südamerika. In zweiter Linie wird Kork für Bodenbeläge eingesetzt. Entweder als Massivkork in 4-6 mm, der auf dem Untergrund verklebt wird, oder als Mehrschichtsystem. Dort findet der Kork zusammen mit Holzfaserplatten als Mittellage Einsatz. Häufig mit dünner furnierter Öberfläche, inzwischen aber häufig auch mit eingefärbten Design oder mit Aufdrucken in sehr unterschiedlichem Design. 

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Dämmkork aus 100% reinem Material

Als dritte Anwendung wird Dämmkork hergestellt. Dafür wird überwiegend Kork genutzt, der bei den beiden anderen Anwendungen nicht genutzt werden kann. Die großen Stämme der Bäume werden einerseits regelmäßig alle 9 Jahre geschält. Zum anderen findet ein „Baumschnitt“ statt, bei dem wie bei Obstbäumen kleinere Äste abgeschnitten werden. Auch diese kleineren Äste haben Korkrinde an der Oberfläche. Diese läßt sich auf Grund der schlechteren Qualität aber nicht für die Produktion von Korken oder Bodenbelägen nutzen. Sie kann aber für den Dämmkork, als Dämmstoff, eingesetzt werden. Da die Trennung des Korks von den Ästen nicht so gut geht wie die Trennung vom Stamm, bleibt immer etwas vom Ast am Kork hängenkork mit teilen vom ast.jpg

Diese Anteile vom Ast enthalten Harze, die bei der Verarbeitung zur Bindung der Dämmplatten genutzt werden. Das Rohmaterial wird zuerst klein geschreddert


korkschrot auf dem weg zum backen.jpg (Bild) und gemahlen und dann in Backformen geschüttet. Dort wird es wenige Minuten auf 380 Grad erhitzt, wodurch der Kork expandiert und die Harze sich lösen. kork noch heiß vom backen.jpg



korkblöcke vor dem zuschneiden.jpg

Im Ergebnis entstehen so Korkblöcke, die anschließend passend zu Platten geschnitten werden. Die Grundmaße sind 50 x 100 cm in der benötigten Dicke von 2-40 cm.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Platten aus Dämmkork sind preislich nicht viel teurer als Weichfaserplatten, die als Putzträger innen oder außen eingesetzt werden. Da Kork für den Dämmstoffmarkt betrachtet nur sehr begrenzt hergestellt werden kann, ist er vor allem ein Problemlöser. Da Platten aus Dämmkork beispielsweise deutlich verrottungsfester sind als Weichfaserplatten, wird er bei einigen Systemen bei der Außendämmung in Kombination mit Weichfaserplatten eingesetzt. Speziell in den unteren 30cm über dem Boden, die einen besonderen Spritzschutz benötigen, kommt er zum Einsatz.

Kork kommt im Orient inzwischen häufig bei Klimaanlagen zum Einsatz, weil er formstabil ist und die Schwingungen der Klimaanlagen dauerhaft gut abfängt. Die Klimaanlagen werden im Außenbereich auf Korkplatten platziert. Da er außerdem fast verrottungsfest ist, hält die Konstruktion so über Jahre. Er kann auch gut statt Polystyrol unter Zementestrichen eingesetzt werden, da er dauerhaft formstabil bleibt. Bei erhöhten Brandschutzanforderungen könnte er eine besondere Rolle spielen. Leider gibt es für diesen Einsatz noch nicht die nötigen Tests, durch die bestimmte Aufbauten frei gegeben sind. Bei der Fassadendämmung kann Kork sehr günstig eingesetzt werden, wenn auf ein Verputzen der Fassade verzichtet wird und der Kort ergrauen darf. Auch für den sommerlichen Wärmeschutz ist Kork hervorragend geeignet. In Deutschland gibt es Anbieter, die Kork im Zusammenhang mit Häusern aus Vollholzkonstruktionen systematisch für die Dämmung ihrer Häuser einsetzen.

Amorim Portugal ist der größte Produzent von Dämmkork. Die Firma Zipse ist ein Ökopluslieferant, der Kork in Deutschland vertreibt.  

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